Jacoby-Bürgergilde Neumünster, seit 1578

Ursprünge

Carl Friedrich II Kopenhagen

Von einer christlichen Bruderschaft zur Toten- und Brandgilde

Die Jacoby-Bürgergilde führt seit1878 wie ihre Schwestergilde, die Bürgergilde zu Neumünster, in ihrem Namen den Zusatz „seit 1578". Dabei ist sie wohl wesentlich älter.

In der ältesten, uns bekannten Gilderolle von 1647 wird darauf hingewiesen, dass  diese dem Inhalt nach einer im Jahre 1567 verbrannten noch älteren Gilderolle entspricht. Auch der Name der Gilde, damals S. Jacobsgilde, deutet darauf hin, dass die Jacoby-Bürgergilde  ursprünglich eine christliche Bruderschaft gewesen ist, deren Mitglieder damals vornehmlich selbstständige Fuhr- und Handelsleute waren. Dies ist anhand der Analyse der alten Mitgliederlisten durch den Heimatforscher Theodor Dittmann nachgewiesen worden.

Christliche Bruderschaften gab es im Mittelalter in ganz Deutschland zum Zwecke der gegenseitigen Hilfe und zur Pflege der Geselligkeit. Darüber hinaus sorgten sie für die Armenpflege, stifteten Altäre für die Kirche und übernahmen karitative Aufgaben. Sie wählten sich einen Heiligen oder Apostel als Schutzpatron. Der Schutzpatron der damaligen St. Jakobsgilde war Jakobus der Ältere, der Schutzpatron der Reisenden und Pilger, also auch der Fuhrleute in Neumünster. An seinem Namenstag, dem 25. Juli, wurde damals in jedem Jahr eine Gildeversammlung abgehalten.

Auch der Aufbau der Gilderolle von 1647 (1567) deutet darauf hin, dass die Gilde, bevor sie zu einer Toten- und Brandgilde wurde, eine christliche Bruderschaft und/oder die Zunft der Fuhr- und Handelsleute in Neumünster war. Im Gegensatz zu den meisten Gilderollen der im16. und 17. Jahrhundert gegründeten Toten- und Brandgilde ist in der alten Gilderolle der S. Jacobsgilde bis zur Ziffer 9 überhaupt nicht von der Hilfe bei Brand- und Todesfällen die Rede, sondern nur von den regelmäßigen Gildeversammlungen am Himmelfahrtstag und am St. Jakobstag, von Verhaltensvorschriften bei den Gildezusammenkünften und der Pflicht, vor jeder Gildeversammlung Gottesdienst zu halten.

Vieles spricht  also dafür, dass die heutige Jacoby-Bürgergilde bereits im 14. oder 15. Jahrhundert als christliche Bruderschaft in Neumünster bestanden hat, bevor sie später zu einer Brand- und Totengilde wurde.